Hallo Miraculus, wow, das hast du ja richtig einleuchtend erklärt
Ganz prinzipiell gesprochen ist es erst einmal so, dass man zwischen verschiedenen Formen eines "unwillkürlichen" Reagierens unterscheiden muss. Zum einen kann es sein, dass jemand sozusagen "reflexhaft-automatisch" reagiert, also ohne jedes Nachdenken und ohne jede Absicht. Die andere Möglichkeit aber ist, dass ein Reagieren zwar "wie von alleine" passiert, dass man aber unterbewusst nachgedacht und sich entschieden hat. Beide Arten der Reaktion kann man als "unwillkürlich" oder "vom Unterbewusstsein herrührend" beschrieben - aber sie sind jeweils doch in gewisser Weise recht verschieden.
Ok, unwillkürlich ist es bei mir nicht. Er hat eingebaut, dass ich auf den Trigger nur dann in Trance gehe, wenn es für mich sicher und angemessen ist. Also muss ja vorher eine Instanz dies bewerten und entsprechend umsetzen oder auch nicht. Auch er selbst hat das Triggerwort nicht völlig unvermittelt gegeben, sondern ich war immer drauf vorbereitet, wusste was passieren soll und hab mein OK dazu gegeben.
Beim Reagieren auf den hypnotischen Trigger haben wir es nun mit der zweiten Art der Unwillkürlichkeit zu tun. Die Reaktion auf so einen (post)hypnotischen Auslöse setzt nämlich zumindest eine unterbewusste Entscheidung voraus. Dies lässt sich in vielen Experimenten zeigen. Es mögen hier zwei Beispiele genügen:
- Wenn der Hypnotiseur gerade dabei ist, das Triggerwort während der Exduktion aufzuheben und es also ganz offensichtlich nicht mehr "nötig" ist, weiterhin auf es zu reagieren, dann reagieren typischerweise auch "gute" Probanden nicht mehr. Es macht ja dann keinen Sinn mehr.
- Wenn ein Test eines Triggers so geschickt verborgen ist, dass nicht zu erraten ist, dass es sich da um einen Test handelt, dann reagieren selbst sehr gute Probanden nicht auf ihn. (Das geht natürlich nur, wenn der Auslöser etwa ein alltägliches Wort ist.) Bei besser erkennbaren Tests, die später stattfinden, reagierendie Probanden aber wieder.
Die Reaktion auf einen Trigger hängt also von einem unterbewussten Erkenntnis- und Entscheidungsprozess ab.
Letztlich heißt das, dass solche Trigger "eigentlich" nur dann funktionieren sollten, wenn die Situation ein Reagieren als "angemessen" erscheinen lässt und man es selbst möchte. Eine Situation, in der das Reagieren in diesem Sinne "angemessen" wäre, läge etwa dann vor, wenn man ein Hypnotisand ist - nicht aber, wenn man ein Beobachter bei einer Hypnose ist.
Genau deshalb habe ich dann die Entscheidungsfreiheit, ob ich beim Anschauen des Seminars mit in Trance gehen will, oder nicht, ja? Ich hatte Sorge, dass ich -wenn ich halt jetzt bewusst entscheide, NICHT darauf zu reagieren, den Trigger damit entwerte oder unbrauchbar mache. Dass ich auch in tiefer Trance Suggestionen nicht folgen muss, wenn die mir komplett unangemessen erscheinen, weiß ich ja. Allerdings denke ich, dass mit solchen Aktionen dann der Rapport zwischen dem Hypnotiseur und dem Hypnotisanten wohl abbrechen wird, denn wenn ich seine Suggestionen nicht mehr annehme, liegt wohl was im Argen. Mir ist es echt wichtig, dass es hier nicht zu kommt, auch wenn der Hypnotiseur (übrigens Cunningham :-) ) in diesem Fall wieder mal nur auf Tape und auf Video für mich zur Verfügung steht.
Ganz so einfach ist das aber in der Praxis auch nicht immer. Denn viele "Subjekte" verhalten sich so, wie es ihnen für die Hypnose als "adäquat" erscheint. Sie erleben (ohne irgendwie zu "schauspielern") das, wovon sie meinen, dass es "dazugehört". Das kann auch bedeuten, dass sie so auf einen Trigger reagieren, wie sie glauben, dass es "sein soll".
Zudem kann auch so eine (unbewusste) Motivation bestehen, auch dort zu reagieren, wo die entsprechende Situation das vielleicht nicht unbedingt "verlangt" - etwa weil man es besonders genießt, hypnotisiert zu sein.
Klar, wenn man mal weiß, wie schön es ist, hypnotisiert zu sein, dann gibt man dem durchaus gerne mal nach. Zumal es jetzt Zuhause vor dem PC ja keine Katastrophe ist, mal mit in die Trance zu gehen. Ich denke, wenn ich live dort wäre und eine Blamage vor den restlichen Teilnehmern zu befürchten wäre, würde die Lage anders aussehen
Das kann auch bedeuten, dass jemand scheinbar "unkontrolliert" reagiert - jedenfalls dann, wenn er/sie zumindest eine grundsätzliche Bereitschaft und Motivation für die Hypnose mitbringen.
Konkret heißt das beispielsweise: Wenn Du Dich bei Deinem Hypnotiseur sehr stark "fallen" lässt und die Hypnose als besonders "unwillkürlich" erlebst, dann wirst Du womöglich auch auf einen von ihm herrührenden Trigger besonders "unwillkürlich" reagieren. Aber auch das bedeutet keinen "wirklichen" grundsätzlichen Kontrollverlust: Wenn es brennt wirst Du mit ziemlicher Sicherheit ganz schnell aus der Trance "erwachen". Solange es aber Deinem "tieferen" Wollen nicht widerspricht, kann es sein, dass Du eben beispielsweise einige Zeit nicht ganz so einfach aus der Trance rauskommst oder nicht so einfach wieder sprechen kannst.
Was "meinen" Hypnotiseur angeht glaube ich, dass ich mit dem inzwischen ein so gutes Team bin, dass der mich in jeder Lage mit dem Triggerwort in Trance bekäme. Einfach deshalb, weil ich mir ganz sicher bin, dass er mich damit niemals irgendwo reinreiten oder mir schaden würde, sondern dass ich im Gegenteil genauso davon profitieren werde wie zuvor mehrfach erlebt. Die Tatsache, dass er das Triggerwort nutzt ist -glaube ich jedenfalls- meinem UB Beweis genug, dass es JETZT sicher und angemessen ist, darauf zu reagieren.
Bei den Tapes ist das wohl nicht so ausgeprägt, weil ich ja weiß, dass das ein aufgenommenes Band ist und er keine Ahnung hat, in welcher Situation ich mich gerade befinde, weshalb hier natürlich eine Kontrollinstanz meinerseits erforderlich ist. Trotzdem merke ich auch bei unvorbereitet gehörtem Trancewort durch das Tape (ist mir mal passiert, als ich im Handy Musik anmachen wollte, und das vorher eingestellte Tape noch aktiv war) einen deutlichen Zug und kurz das bekannte Gefühl des "runterfahrens wie auf einer Achterbahn", bevor ich mich dann fange und die Sache stoppe.
Wenn Du das "Trancewort" auf den "Tapes" immer wieder neu hörst, sollte das normalerweise keine weiteren Auswirkung haben, außer der, dass es Deine Reaktion tendenziell stärkt.
Meinst du echt, das verstärkt das Trancewort dann noch mehr? Meinst du auf die Dauer, oder innerhalb der aktuellen Trance?
Du könntest Dir aber auch suggerieren (lassen), dass der "Anker" nur dann funktioniert, wie Du das auch ganz bewusst willst, und nur so lange, wie Du auch ganz bewusst in Trance bleiben möchtest.
Hm, muss ich mir mal überlegen. Aber der funktioniert so tadellos...ich mag da gar nicht weiter dran rumdoktern.
"Abnutzen" wird sich ein Trigger unter Umständen mit der Zeit. Wenn jemand aber sehr gut auf Hypnose reagiert (wie Du) und den Wunsch und die Bereitschaft hat, auf den Trigger zu reagieren, und wenn dann vielleicht auch noch ein positiver emotionaler Bezug zu dem Trigger existiert, sollte dieser "Abnutzungseffekt" nicht sehr groß sein. Die vielen Wiederholungen haben vermutlich damit zu tun, dass es eben viele Leute gibt, die nicht so gut auf Hypnose reagieren wie Du.
Denkst du, der nutzt sich eher ab, wenn ich ihn öfters benutze? Oder wie sähe es aus, wenn ich den jetzt gar nicht mehr oder nur mit meiner eigenen Stimme nutzen würde und ich käme z.B. in einem Jahr mal wieder zu meinem Hypnotiseur. Wobei würde eher die Chance bestehen, dass die Funktion so erstklassig bleibt?
Ist nur theoretisch, denn ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass meinem Hypnotiseur eine kurze Hypnose mit etwas ausführlicherer Induktion genügt (oder wie bei mir mit 2x Blitzinduktion hintereinander) genügt, um diesen Anker wieder zu alter Form zu mobilisieren.
Und auch der "englische" Trigger sollte sich keineswegs "abnutzen", nur weil Du ihm manchmal "widerstehst". Wie gesagt funktioniert ein Trigger letztlich, weil Du Dich auf irgendeiner (unterbewussten) Ebene entscheidest, dass es jetzt angemessen ist, auf ihn zu reagieren, und weil Du jetzt auf ihn (unterbewusst) reagieren willst. Und "Bewusstsein" und "Unterbewusstsein" sind so weit voneinander dann auch nicht entfernt.
Dann bin ich ja beruhigt
Wenn Du Dir das klar machst, dann sollte hier kein Problem bestehen. Höchstens mag es vielleicht sein, dass es für Dich einfach zu verführerisch ist, Dich doch fallen zu lassen - aber das hätte dann mit einem "Abnutzen" nichts zu tun.
...eher mit mangelnder Disziplin
Was ist mit den Teilnehmern? Die üben das ja nach der Demonstration gegenseitig mit genau diesem Ankerwort. Widerspricht sich das nicht, wenn jeder bei jedem das selbe Trancewort benutzt?
Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder es wird irgendeine Begrenzung in den Anker eingebaut (wie etwa: "das funktioniert nur dann, wenn Du dabei in Trance gehen willst" oder "Das funktioniert nur dann, wenn jemand dabei Deine linke Schulter berührt"). Das hättest Du dann aber vermutlich mitbekommen...
Oder es ergibt sich aus den Anforderungen der Situation selbst. Wie gesagt reagiert man nicht "mechanisch" auf einen Trigger, sondern entsprechend dem Charakter des Gesamt-Situation.
Man soll den Probanden vorher immer die Fragen stellen: "möchtest du hypnotisiert werden?" und "möchtest du VON MIR JETZT hypnotisiert werden?". Vielleicht ist dies ja schon die Abgrenzung, die du meinst.
Einen Punkt will ich nochmals betonen: Die Tatsache, dass dieses Reagieren auf Trigger in gewisser Weise "intelligent" und "willentlich" ist, bedeutet keinesfalls, dass es "unecht" oder "geschauspielert" wäre. Dass dem nicht so ist, weißt Du ja aus eigener Erfahrung. Es heißt nur - um es mal so zu formulieren -, dass das Unterbewusstsein, wenn es auf solche Trigger reagiert, nicht "reflexhaft" handelt, sondern "sich dabei etwas denkt".
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Kann man das vielleicht damit vergleichen, dass einem angesichts eines leckeren Essens mit entsprechendem Duft derart das Wasser im Mund zusammenläuft, dass man vermutlich mit großem Appetit essen wird - es dies aber nicht tut, wenn es unangemessen ist? Und das dieser Trigger (lecker Essen, lecker Düftchen) auch die nächsten male zuverlässig den Magen aufs Festmahl vorbereiten wird, obwohl man beim letzten Mal dem sozusagen widerstanden hat? Oder hinkt dieser Vergleich sehr?
Noch eine andere Frage....mal angenommen, ich käme nun zur Hypnose zu dir (oder einem anderen Hypnotiseur). Wie einfach oder schwer wäre es, dieses Trancewort auch für dich nutzbar zu machen? Oder würde das nur der können, der es auch etabliert hat?